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Was ist Gestalttherapie?

Die Gestalttherapie ist eine humanistische/existenzielle Therapieform, die davon ausgeht, dass Menschen mit den nötigen Ressourcen und Fähigkeiten ausgestattet sind, um lohnende Kontakte mit ihren Mitmenschen und ihrer Umwelt zu unterhalten und ein befriedigendes, schöpferisches Leben zu führen. Dennoch finden sich häufig Erfahrungen und Erlebnisse in der Vergangenheit, z.B. in der Kindheit, die diesen Prozess unterbrechen. Als Folge erleben Sie sich in festgefahrenen Mustern und Glaubenssätzen in Bezug auf sich selbst, die Sie daran hindern, ein erfülltes Leben zu verwirklichen. Die Gestalt geht dem nach und versucht zu ergründen, wie diese Muster weiter wirken und Ihr Leben in der Gegenwart beeinträchtigen. Anschließend sind Sie eingeladen, neue und kreativere Wege für sich zu gestalten, um sich von Ihren Problemen oder der Krise, in der Sie sich befinden, selbstständig zu befreien.

 

Wenn Sie neugierig sind und noch mehr über die Gestalt erfahren möchten, lesen Sie gerne die Auszüge aus dem Curriculum des Gestaltinstituts Marburg (Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von © GESTALTINSTITUT Marburg )

 

„...Schon am Anfang, als sich die Gestalttherapie noch in den Kinderschuhen befand, war es nicht so sehr das Interesse an der Ausformulierung einer neuen psychotherapeutischen Theorie, das die Gestaltpioniere antrieb. Es ging vielmehr darum, in dieser Zeit des jungen 20. Jahrhunderts, in der auf allen Ebenen des menschlichen Zusammenlebens viel in Bewegung war, einen Therapiestil zu entwickeln, der die damals wichtigsten wissenschaftlichen und philosophischen Erkenntnisse im Dienste der Praxis integrierte. Am Anfang stand vor allem die Überzeugung, dass der Mensch mehr sei als eine Maschine, bei der man lediglich einige Ersatzteile auszuwechseln und einige Konstruktionsveränderungen vorzunehmen habe, damit sie wieder funktioniere. Im Mittelpunkt steht die Idee vom Menschen als einem "Organismus in seiner Umwelt", dessen Grundtendenz es ist, sich stets als Ganzheit zu organisieren (Holismus) und ein flexibles Gleichgewicht aufrecht zu erhalten (Homöostase).

 

Herzensgebet

 

Hintergründe und Protagonisten

Fritz Perls (1893-1970), der neben Laura Perls und Paul Goodman als Begründer der Gestalttherapie gilt, schöpfte bei der Entwicklung dieser neuen Therapieform aus den verschiedensten Traditionen und fügte die Elemente, die er in seinem Leben als gut erfahren hatte, zu einer neuen Ganzheit, zu einer völlig neuen Form psychotherapeutischen Wirkens zusammen. Die klassische Psychoanalyse (Freud, Harnich, Deutsch u.a.), Wilhelm Reichs Charakteranalyse, Existentialistische Philosophie (Buber, Scheler, Tillich), Gestaltpsychologie (Wertheimer, Köhler), Zen-Buddhismus, Taoismus und nicht zuletzt Perls jüdische Herkunft und seine Erfahrungen in den Weltkriegen sind der Boden, auf dem und aus dem heraus Gestalttherapie zu wachsen begann. Im Zusammenhang mit Therapie weist der Gestaltbegriff auf ein anderes, mit ihm eng verknüpftes Phänomen hin, das der unabgeschlossenen Situation (offene Gestalt).

 

Gestalten vor meiner Tür - Das Spiel mit Figur und Grund

Unabgeschlossene Situationen begleiten uns in unserem Leben und drängen nach Beendigung: Die nicht geweinten Tränen, die verschluckte Wut, die unausgedrückte Liebe stehen gleichsam Schlange vor unserer Tür und nutzen jede Gelegenheit anzuklopfen oder gar mit der Tür ins Haus zu fallen. Mit anderen Worten: Diese Situationen unserer Vergangenheit bestimmen unser Leben und rufen sich immer wieder in Erinnerung; solange, bis sie abgeschlossen sind. So wird z. B. die nicht gelebte Trauer über den Verlust eines Menschen oder die Wut über eine Verletzung solange an uns nagen, bis wir sie erneut durchlebt und abgeschlossen haben.

 

Die Gestaltpsychologie hat gezeigt, dass unsere Wahrnehmung und somit unsere Gestaltung und Konzeption von Wirklichkeit nach diesem Prinzip des Figur-Grund-Wechsels vonstatten geht: Das im Vordergrund stehende Bedürfnis (Figur) bestimmt die Auswahl der Elemente und ordnet sie zu einem Gesamtbild der Wirklichkeit. Das Übrige tritt solange in den Hintergrund (Grund), bis das jeweilige Bedürfnis befriedigt ist und selbst im Hintergrund verschwinden kann.

 

Inneren Monstern begegnen

Die Brille, durch die wir die Welt betrachten - unsere offenen Gestalten - sorgt dafür, dass wir die sog. Realität so wahrnehmen, dass sie unserem Lebens-Drehbuch entspricht. Um diesen nicht abgeschlossenen Situationen auf die Spur zu kommen, brauchen wir uns glücklicherweise nicht auf die Reise in die Vergangenheit zu machen. Wir können zuhause bleiben, und dieses Zuhause ist das Hier und Jetzt. Hier und jetzt finden wir alles, ob es nun vier Wochen oder zwanzig Jahre zurückliegt. Wir leben jetzt, und die Entwicklung von Bewusstheit (awareness) und Verständnis für das Jetzt (das Augenfällige und an der Oberfläche Liegende) ist der erste wesentliche Schritt in Richtung auf größere Flexibilität und Stabilität. Der Dreh- und Angelpunkt der Gestalttherapie ist die Gegenwart, hier findet Veränderung statt: im Bewusstwerden der Wünsche und Bedürfnisse, im schöpferischen Entwurf neuer Strategien, um das zu bekommen, was wir wollen, in der (Um-)Formulierung unserer Lebenskonzepte und nicht zuletzt in der Heilung von Verletzungen und Beendigung offen gebliebener Situationen.

 

Ein weiterer Schritt ist die Arbeit mit Polaritäten. Um das Potential unserer Wahrnehmung und Entscheidungen zu erweitern, richten wir in der Therapie den Blick auf die jeweils andere Seite. Aus dem Spannungsverhältnis zwischen "Entweder-Oder" entsteht das meist verblüffend Unerwartete, das dem Leben eine andere Wende gibt und eine neue Facette hinzufügt.

 

Kontakt findet an der Grenze statt - Die Würdigung des Unterschieds

Das Medium, in dem wir als GestalttherapeutInnen arbeiten, ist der Kontakt, d.h. die direkte Begegnung mit dem Menschen, der zu uns kommt. Alles, wonach er sich sehnt, was er erhofft und befürchtet, was ihn hemmt und was ihn treibt, ist in dem Augenblick enthalten, in dem wir uns begegnen. Kontakt ist das gelebte Jetzt.

 

Aus dem Ich und Du entsteht eine völlig neue Qualität: das Wir. Nur dort, wo Unterschiede wahrgenommen und wertgeschätzt werden, können Menschen sich begegnen und aus dieser Begegnung volles Leben schöpfen. Gestalttheorie drückt das in dem Satz aus: "Kontakt findet an der Grenze statt", und diese Grenze deutlicher ins direkte Erleben zu bringen, darum geht es in der Therapie. Die Grenzen der Person haben dabei funktionalen Charakter und dienen der Begegnung. Grenzen - die Würdigung des Unterschieds - ermöglichen die Verbindung in der Vielfalt und somit Gemeinschaft. Wir verbringen normalerweise viel Zeit und Energie damit, den Kontakt an der Grenze nicht zuzulassen. Ängste und Befürchtungen, gespeist aus Erlebnissen der Vergangenheit, sorgen dafür, dass wir uns auf vermeintlich sicheres Terrain zurückziehen.

 

Gestalttherapie richtet den Fokus auf die Mechanismen, die wir geschaffen haben, um Kontakt zu vermeiden. Wir fragen dabei nicht nach dem Warum, sondern nach dem Wie, und nutzen die kreative Energie, die in der Vermeidung von Kontakt gebunden ist und geben ihr ein neues Wirkungsfeld. Nicht zuletzt ist für uns die Transpersonalität des Gestaltansatzes bedeutsam. Gestalt lehrt uns, vom Individuum aus in zwei Richtungen zu schauen: nach innen in die Tiefe und nach außen in die Weite. "Innen" finden wir das unberührte Wesen menschlichen Lebens, die Antworten auf unsere Fragen nach dem Woher und Wohin, die Quelle unserer Lebensweisheit. "Außen" begegnet uns die Fülle der Lebensformen, die Vernetzung und das gegenseitig bedingte Entstehen aller Lebensphänomene. Beide Richtungen weisen über unsere Individualität hinaus und geben eine Ahnung von unserem Eingebettet sein in ein noch größeres Ganzes.

 

In der Stille

 

 

 

Kontakt

Gestalttherapie und Traumasensible Beratung Kiel
Maria Martina Schnitzler

Calvinstraße 9

24114 Kiel

T: 0431 237 64 86

M: